Snow White

rafeman
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Kwisatz Haderach
Snow WhiteSpieglein, Spieglein in der Hand, wer ist das zugedröhnteste Chick im Land?

Nun haben es ja einheimische Filme nicht gerade einfach auf nidwirkli.ch. Als Vertreter des anspruchslosen Unterhaltungskinos bin ich nicht selten das Opfer einer Art Phobie, wenn es um europäisches Kino im allgemeinen und Schweizer Filmen im besonderen geht. Zu oft für meinen Geschmack wird dort das triste, wahre Leben gezeigt oder noch schlimmer, Schicksale werden portraitiert und die sogenannten Meisterwerke werden von der Presse nur allzu schnell zu wertvollen Oevreus stilisiert, obwohl die Filme meist einfach nur anstrengend oder intellektuell-elitär sind.

Zumindest einem meiner sorgfältig gepflegten, obwohl schon längst überholten Vorurteile gegenüber dem Schweizer Film wird ´Snow White´ mehr als gerecht: Die erzählte Geschichte ist anstrengend; jedoch nicht, weil sie so anspruchsvoll, sondern einfach extrem negativ, ja fast depremierend ist. Selten hat mich ein Film so ungebremst heruntergezogen wie ´Snow White´. Doch welch Überraschung: Das wäre auch schon ziemlich das einzige, was ich als ewig Entertainment-Geschädigter an dem Streifen auzusetzen hätte, denn filmisch sowie dramaturgisch ist der Film absolut gelungen. Gerade weil alle erdenklichen Klischees aus Goldküste und Banlieu bedient und zementiert werden, weiss man gleich, wo man steht und was man zu erwarten hat. Die Geschichte kann sich so auf die beiden Hauptcharaktere konzentrieren und gewinnt gleichsam an Spannung und Emotion. An dieser Stelle kann ich es mir nicht verkneifen, Carlos Leal als absolutes Highlight des Films zu deklarieren. Obwohl auch beim Rest der Besetzung ein überaus glückliche Händchen bewiesen wurde, scheint mir eine besondere Erwähnung des Spiels des ´Sens Unik´ Frontmanns als gerechtfertigt.

Am meisten war ich vom oftmals ebenso gewagten wie verspielten Einsatz visueller Hilfsmittel erstaunt: Ich hätte eher einen stiefmütterlich- zurückhaltende Inszenierung erwartet, das Spektrum an gestalterischen Elementen lässt aber keine Wünsche offen, ohne je zu überladen zu wirken.

Wahrscheinlich ist es an der Zeit, mich endgültig von meinen Vorurteilen zu verabschieden und die letzten paar Jahre der Schweizer Filmgeschichte, von ´Der Komiker´ bis ´Sternenberg´ nachzuholen. Ab sofort werde ich den kleinen, unbekannteren und weniger kommerziellen Filmen mit mehr Respekt gegenübertreten, egal ob, diese Produktionen nun ´Grounding´ oder ´King Kong´ heissen.