Früher war mal alles so einfach: Es gab Kriegsfilme und Antikriegsfilme. Und die einzigen wirklich schönen Kriege sind seit jeher die Sternenkriege. Irgendwann kommt man dann in ein Alter, in dem man sich entscheiden muss, ob man sich nun für die Politik hinter den Fronten interessieren mag und oder den Krieg grundsätzlicher, in seiner pragmatischen und archetypischen Form als in der Natur des Menschen liegend, akzeptiert. Da mein politisches Engagement nicht über das regelmässige Vorweisen der Cumulus-Karte hinweggeht, kann man sich ja denken, zu welcher Gruppe ich gehöre.
Vielleicht gefiel mir ‘Jarhead’ gerade aus diesem Grund gar nicht mal so schlecht. Denn gerade durch die penetrante Abwesenheit des Krieges im Film wird das Thema auf eine ganz neue Weise thematisiert. Weil die Protagonisten nie zum Schuss kommen, fragt man sich zu Beginn, was denn der ganze Krieg unter diesen Umständen für einen Sinn machen soll, nur um sich dann erst Recht zu wundern, ob denn ein ‘richtiger’ Krieg, in dem so richtig schön gemetzelt wird, mehr Sinn machen würde? Das alte Sprichwort ‘Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin’ mal in einer etwas anderen Interpretation.
Hat man dann dieses Thema mal verdaut, beschert einem ‘Jarhead’ ein sehr unterhaltsame Zeit mit viel Humor und einigen amüsanten Sequenzen aus dem militärischen Alltag, die einem sogar als Schweizer Milizler ungeahnt bekannt vorkommen. (Man denke nur an die Schutzmaske, die ausgerechnet immer beim AC-Drill in der Reparatur, Defekt, verloren, vergessen oder alles zusammen ist. Und dies WK für WK.).
Über den allgemeinen filmischen Durchschnitt gehoben wird der Streifen vor allem durch die Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal, Jamie Foxx, Peter Sarsgard und Chris Cooper und die vortrefflich gefilmten (und bearbeiteten) Bilder der brennenden Wüste. Der wie immer etwas andere Score von Thomas Newman, der rockige Soundtrack und die ebenso unauffälligen wie perfekten visuellen Effekte schnüren den Film zu einem gelungenen, stimmigen Paket.
Übertreffen kann Sam Mendes seinen genialen ‘American Beauty’ zwar nicht, stilistisch und thematisch sind jedoch gewisse Ähnlichkeiten von ‘Jarhead’ und ‘American Beauty’ nicht zu übersehen, was nach dem eher enttäuschenden ‘Road to Perdition’ auch angebracht scheint.
Archives | First published Sep 1, 2006