Wer sagt denn, eine Schlüsselszene könne nicht am Anfang des Filmes stehen…?
Allein die Tatsache, dass sich ein Parlamentarier laut einer erfolgreichen (dhoa!? Könnte der Erfolg etwa an der Kostenlosigkeit der Publikation liegen?) Pendlerzeitung besonders für ‘Saw II’ interessierte, weil darin eventuell unnötig brutale Szenen vorkommen, liess mich auch als nicht ausgesprochenen Splatter-Fan aufhorchen und zwang mich geradezu in ein Kino, in dem das Filmchen gezeigt wurde.
Zugegebenermassen (die Komplexität der Bewegungsabläufe, die in den Fingern nötig sind, um das Wort ‘zugegebenermassen’ zu tippen, steht in einem unberechtigt schlechten Verhältnis zu seiner Nützlich- und Häufigkeit in meinem Sprach- und Schreibgebrauch; das ist fast so schlimm wie ‘nichtsdestotrotz’, ein Wort, dessen Schriftbild und Klang mich ebenfalls immer wieder in staunen versetzt.) kam mir ein Stück Kino, das ebenso unbegründet wie forciert Gewaltdarstellung zelebriert, gerade recht nach einer enervierenden Woche voller Wischiwaschi –Schlagzeilen und –Politik über feinen Staub und weniger feine Protestaktionen gegen die Pressefreiheit.
An dieser Stelle geht der verantwortungsbewusste Leser, genau wie der Schreiber, zurück zum Beginn des letzten oder vorletzten Satzes, um zu erkennen, dass Klammern und eingeschobene Teilsätze nicht immer zur Verständlichkeit eines Textes beitragen und wird beim erneuten Lesen wohlweisslich den Klammertext übergehen.
Was auch nicht besonders stören sollte, denn im Folgenden sei meine Meinung über ‘Saw 2’ relativ schnell kundgetan, und ich denke, die Tatsache, dass mir das Erlebnis des ersten Teils abgeht, fällt dabei nicht mal so sehr ins Gewicht. In diesem Punkt kann ich ‘Saw II’ gar ein Kränzchen winden, denn von einem hat mich der Film überzeugt: Ich muss mir unbedingt mal den ersten Teil auf DVD (oder Blu-Ray Disc oder HD DVD oder meinetwegen auch auf einer Wachstafel, falls sich die Pornoindustrie nicht entscheiden kann, auf welches Format sie und somit der Rest der Branche in diesem Jahrzehnt setzt) anschauen.
Während die Story in von ähnlichen Filmen gewohnter ‘Zehn-kleine-Negerlein’ – Manier (wobei ich zum wiederholten mal bemerke, dass ich weiss, dass der Titel seit einigen Jahren politisch korrekt in ‘Da waren’s nur noch Zehn’ geändert wurde) seine Hauptakteure metzelt, erinnert der Film in seinem Minimalismus doch sehr stark an ‘Cube‘ und verliert trotz dieses unweigerlichen Déjà-vus nicht mal sonderlich an Qualität, sondern macht das beste draus. Wo ‘Cube’ jedoch durch eine Mischung aus Naivität und Innovation an Sympathien gewinnen konnte, wirkt ‘Saw II’, bei allem Respekt, etwas unausgereift, was Spannungsbogen und Inszenierung anbelangt.
Doch was schreib ich, schlussendlich ärgerte ich mich am meisten darüber, dass nicht noch mehr fiese Fallen gezeigt wurden, und der Film gegen Ende erst relativ schnell auf eine Auflösung, dann auf ein fast erzwungen wirkendes Überraschungsende zusteuert.
Für einen, je nach Kondition amüsanten oder spannenden Donnerstagabend reicht ‘Saw II’ allemal.
Archives | First published Feb 10, 2006