The Life and Death of Peter Sellers

rafeman
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Full-stack Engineer

Nebenan plätschern die «Desperaten Hausweifen» vor sich hin und ich lausche wie jeden Montag den süssen Dialogen und warte gespannt, ob ich vielleicht heute Abend einen Hinweis darauf finden kann, warum diese Serie in den Staaten ein solcher Erfolg sein soll.

Doch nun zum eigentlichen Thema von heute: «The Life and Death of Peter Sellers». Wie so oft habe ich eigentlich keine Ahnung von der Thematik des Films, denn obwohl ich vor Jahren wohl einen oder zwei Filme der «Pink Panther» Reihe gesehen habe, fand ich diese nicht besonders lustig und bis vor kurzem konnte ich kaum Peter Sellers von Peter Weller unterscheiden. [Jetzt verpasste ich doch prompt die erste Liebesszene bei den Hausweifen.]

Zurück zum Thema: Obwohl ich mich im Grunde nicht besonders für Peter Sellers erwärmen kann, muss ich den Film auf der ganzen Linie empfehlen, denn eine Vermutung scheint sich bei «The Life and Death of Peter Sellers» zu bestätigen: Die Qualität eines Biopic kann daran gemessen werden, wie gut man den Film finden kann, auch wenn man die grundlegende Figur nicht im vornherein kennt. (Das muss eine meiner holprigsten Formulationen seit langem sein.) Wie bereits bei «The People vs. Larry Flynt», «Man on the Moon» oder «The Aviator» hatte ich von den historischen Hintergründen im Vorfeld keine Ahnung, war dann jedoch von der filmischen Umsetzung umso mehr angetan.

Dasselbe trifft auch auf «The Life and Death of Peter Sellers» zu. Der Film funktioniert auf allen Ebenen so perfekt, dass es einfach ein Genuss ist, sich auf die Geschichte einzulassen und die Entwicklung der Figuren mitzuverfolgen. Insbesondere der Kunstgriff, die Geschichte auf mehreren Ebenen spielen zu lassen… Oh, gerade hüpfte eine fast nackte desperate Hausweif über meinen TV Bildschirm; ich glaube, langsam begreife ich das Konzept der Serie. Wo war ich? Ach ja, die Geschichte von Peter Sellers wird auf sehr ungewöhnliche, aber äusserst originelle Weise erzählt: In einer Art Rahmenhandlung wird man zu Beginn von Sellers persönlich in die Geschichte eingeführt, indem quasi die Handlung als Film im Film vorgestellt wird. Im weiteren Verlauf des Streifens wird die Geschichte immer wieder fliessend vom Erzähler unterbrochen, so dass man immer mehr den Überblick verliert, auf welcher Ebene der Erzählung man sich denn gerade befindet. Das Schöne dabei ist, dass dies überhaupt keine Rolle spielt und den Rhythmus der Geschichte nicht unterbricht. Beim genannten Erzähler handelt es sich notabene um den verkleideten Peter Sellers, der wiederum von Geoffrey Rush verkörpert wird. Dies mag nun etwas konfus tönen, im Film verwirrt dies jedoch nie, sondern funktioniert als formaler Kniff, um das eigentliche Hauptmotiv des Filmes wiederzuspiegeln: Die vermeintliche Unbestimmtheit oder gar Abwesenheit von Peter Seller’s ureigener Persönlichkeit.

An dieser Stelle scheint mir ein grosses Lob an Geoffrey Rush angebracht, denn obwohl er praktisch in jeder Szene des Filmes (mindestens einmal) vorkommt, nimmt man ihm die Figur des Peter Sellers zu jeder Zeit ab. (Ein Ding der Unmöglichkeit bei den Superstars wie z.B. Cruise oder Clooney, Travolta oder Pitt, die, so gut sie auch spielen, meistens eher Figuren verkörpern, die eben wiederum den Schauspielern Cruise, Clooney, Travolta oder Pitt zum verwechseln ähnlich sehen und sich auch so benehmen. «Ocean’s Twelve» bewies uns zum Glück, dass dies ja auch nichts Schlechtes sein muss.)

Die Hausweifen verabschieden sich übrigens gerade, wiederum halbnackt, und machen im Äther Platz für die nächste «TV-Sensation» aus den USA: Komisch, obwohl die Gestrandeten in «Lost» schon seit Wochen auf einer abgelegenen Insel ohne Kontakt zum Rest der Welt festsitzen, scheinen die Leute dort immer noch mehr Anziehsachen als die Hausweifen zu haben.

Man sollte sich «The Life and Death of Peter Sellers» auf jeden Fall anschauen, egal, ob man die Hintergründe nun kennt oder nicht. Und nachdem man das Grab von Ray Charles mit Grammies und Oscars zugeschüttet hat, ist es nur gut und recht, wenn man auch Peter Sellers Tribut dieser Art zollt, zumal «The Life and Death of Peter Sellers» nüchtern betrachtet um Längen unterhaltsamer ist als «Ray».

Archives | First published: April 23, 2005