The Passion of the Christ

rafeman
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Kwisatz Haderach

The Passion of the ChristZu Beginn möchte ich den wohl heikelsten Aspekt dieses Filmes ansprechen: Schon Wochen vor dem offiziellen Kino-Start von ´The Passion of the Christ´ wurde in den Medien bereits diskutiert, ob die Darstellung im Film zulässig und biblisch-historisch begründet sei, oder ob das ganze einfach nur einen Eklat darstelle, der im Jahre 2004 nach Christus eigentlich gar nicht mehr vorkommen dürfte.
Natürlich spiele ich auf die fragwürdige Tatsache an, dass Satan in diesem Film von einer Frau (Rosalinda Celentano) verkörpert wird. Vor einigen Wochen ´feierten´ wir den Tag der Frau. Und trotz der zahlreichen Demonstrationen und Aktionen scheint es heute noch immer eine verbreitete Meinung zu sein, dass Satan eine Frau ist. Zahlreiche internationale Verbindungen und Kommitees sprachen von einem Rückschritt und einer Katastrophe. In der heutigen Zeit sollte doch mit dem Vorurteil, dass die Frau von Grund auf böse und Schuld an unserer Erbsünde sei, aufgeräumt sein. Trotzdem schreckte Mel Gibson nicht davor zurück, für die Rolle des Satans eine Frau zu wählen. Aufgrund der durch die biblische Vorlage begründeten dramaturgischen Mängel der Geschichte beschränkt sich die Hauptaussage des Films somit darauf, dass der Teufel eine Frau sein muss und indirekt allein für die Kreuzigung Christi verantwortlich ist.

In Tat und Wahrheit fand natürlich nie eine solche Diskussion statt, sondern es ging um die Frage, ob der Film nun antisemitisch sei oder nicht. Trotzdem wundere ich mich, dass bei dem ganzen Drama nicht auch die Frauen aus oben genanntem Grund auf die Barrikaden steigen,… oder die Römer, die nun nicht nur korrupt sind, sondern auch Jesus an´s Kreuz getackert haben, natürlich erst, nachdem Sie ihn stundenlang genüsslich zu Hackfleisch gepeitscht hatten,… oder die Katholiken, weil Christus (Jim Caviezel, der aber irgendwie immer wie Ralph Fiennes schaut) im Film als apatischer, langweiliger und humorloser Egozentriker dargestellt wird. Da möchte man doch gleich aus der Kirche austreten.

Mal von dieser ganzen Chose abgesehen bleibt von ´The Passion of the Christ´ leider nicht allzu viel übrig, über das man eine Kritik schreiben könnte. Filmtechnisch gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen, in den besseren Szenen erinnerte mich der Film sogar an ´Face/off´ oder andere moderne Action-Streifen. Einzelne Szenen, die Rückblicke auf das frühere Leben Christi darstellen, vermitteln einem den Eindruck, dass Mel Gibson tatsächlich nicht nur religiöse, sondern auch einige filmische Ansprüche an sein Werk gehabt hätte. Doch überzeugen konnte er mich davon nicht.
Durch die vielen, eigentlich interessanten Zeitlupeneinstellungen scheint der Film im ersten Drittel immer langsamer zu werden, bis er schliesslich thematisch und dramaturgisch auch wirklich stehen bleibt: Ich wollte es im Vorfeld ja nicht wahrhaben, aber der Film dreht sich tatsächlich hauptsächlich darum, wie Christus gequält und zerfetzt wird.

Abschliessend lässt sich nur eines mit Sicherheit über ´The Passion of the Christ´ sagen: Er wirft ganz klar zwei drängende Fragen auf:
1.: Wäre ´Deconstructing Jesus´ nicht der treffendere Titel gewesen? und 2.: Was hätte wohl Tim Burton aus dem Stoff gemacht?