Walk the Line

rafeman
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Walk the LineNur Bares ist Wahres…

Zu Johnny Cash will mir irgendwie so gar nichts Originelles einfallen. Das könnte daran liegen, dass mir der Sänger vor (und eigentlich auch nach) dem Besuch von ‘Walk the Line‘ ebenso wenig vertraut war und ist wie Ray Charles, nachdem ich mir im letzten Jahr Jamie Foxx in ‘Collateral‘ angeschaut hatte. Und da ich vor geraumer Zeit schon die internationale Piero Esteriore Lobby unwiederbringlich gegen mich aufgebracht habe, möchte ich nun nicht auch noch die Johnny Cash Fans durch irgendwelche thematischen Fehler vergraulen.

Tja, was macht man in so einer Situation? Vor lauter Ratlosigkeit stelle ich mein Fähnchen mal in den Wind und lasse mich über die grandiose Leistung von Hauptdarsteller Joaquin Phoenix aus. Tut ja auch niemandem weh, schliesslich treffen die Lobhudeleien über den Ausnahmeschauspieler (auch so eine abgelutschte Bezeichnung) voll ins Schwarze. Offen gesagt war Phoenix (nebst meiner journalistischen Verpflichtung) der einzige Grund, überhaupt in den Film zu gehen. Glücklicherweise wandelt sich diese doch eher einseitige Initialmotivation, sich ‘Walk the Line’ überhaupt anzuschauen, bis zum Ende des Filmes zum eigentlichen Hauptargument, den Streifen auch wirklich zu mögen. (Manno, viel gekünstelter kann man einen Satz wohl nicht konstruieren.) Obwohl der Film mit einer Dauer von 136 Minuten nicht gerade durch seine Kurzweile glänzt, könnte man Joaquin Phoenix’ Darstellung durchaus noch länger geniessen.

Nach der Vorstellung von ‘Walk the Line’ kam ich mir trotzdem irgendwie immer noch wie ein Banause vor, etwa wie ein ‘Star Wars’ – Fan, der ohne Handtuch auf einer ‘ Hitchhiker’s Guide to the Galaxy – Convention erwischt wurde. Schliesslich wird Cash nicht erst posthum in allen Tönen gelobt, trotzdem ist mir seine Musik bis auf das obligate ‘Ring of Fire‘ und einer ‘Walk the Line’ Interpretation von Leonard Nimoy immer irgendwie fremd geblieben. Von Phoenix’ Performance fasziniert, schaute ich mir im Netz darum mal einige Photos des echten JR Cash an während ich mir anhörte, wie der original Man in Black damals seine Stimme zu Cash machte. (Da klingelte gerade eben was in der Kasse für ganz miese Wortspiele.) Bei allem Respekt muss ich zugeben, dass der echte Cash mich wohl nicht so überzeugen und mitreissen hätte können wie Joaquin Phoenix es getan hat.

‘Original Man in Black’, ‘Ausnahmeschauspieler’, ‘Ray Charles’. Bis auf die Erwähnung der ebenfalls famosen Leistungen von Reese Witherspoon und Robert Patrick, welche ich ebenfalls nur unterstreichen kann, sollte ich eigentlich nun bis hierhin alles für eine solide 08:15 Kritik zusammenhaben, und im Fazit lässt sich ja auch noch das eine oder andere Schlagwort unterbringen:

Zusammenfassend kann man sagen, dass schon die gesanglichen und schauspielerischen Leistungen des Hauptdarstellers das Kinoticket wert sind, denn spätestens mit den Worten ‘Hello, I’m Johnny Cash’ lässt er die Legende in Schwarz wie Phoenix aus der Asche steigen und könnte in diesem Jahr damit kleine Statuetten ebenso vergolden wie Cash’s gesamten musikalischen Nachlass.

Archives | First published Feb 11, 2006